Samstag, 19. Februar 2011

Forschungsförderung für deutsch-französische Verbundprojekte

Forschung: Nach einer Bekanntmachung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung vom 24.01.2011 zur Kooperation zwischen Deutschland und Frankreich in der zivilen Sicherheitsforschung sollen im Rahmen des Programms "Forschung für die zivile Sicherheit" deutsch-französische Verbundforschungsvorhaben gefördert werden.

Auf Basis dieser Bekanntmachung werden deutsche Beiträge zu den deutsch-französischen Verbundforschungsvorhaben gefördert. Die Förderung der französischen Beiträge erfolgt durch die ANR gemäß der dortigen Bekanntmachung "Concepts systèmes et Outils pour la Sécurité Globale CSOSG 2011".

Frankreich und Deutschland wollen mit ihrer bilateralen Kooperation bei der Sicherheitsforschung nicht nur die zukünftige nationale Sicherheit stärken, sondern auch einen Beitrag zur europäischen Sicherheitsarchitektur leisten.

Gefördert werden Verbundprojekte im Rahmen einer deutsch-französischen Kooperation, die innovative Lösungen erforschen und entwickeln, um damit den Schutz der Gesellschaft vor Bedrohungen, die durch Terrorismus, organisierte Kriminalität, Naturkatastrophen, technische Großunfälle u. a. ausgelöst werden, zu verbessern. Die Projekte müssen über den aktuellen Stand der Forschung hinausgehen und Beiträge zu einer oder mehreren der folgenden Themenfeldern leisten:

•Lösungen zum Krisenmanagement einschließlich dem Schutz und der Rettung von Menschen
•Schutz der Bevölkerung und der Bürgerinnen und Bürger vor Risiken und Bedrohungen, auch gegen Terrorismus und Kriminalität
•Schutz kritischer Infrastrukturen, auch unter Berücksichtigung von Interdependenzen
•Lösungen zur Sicherung von Warenflüssen und zugehöriger Informationsflüsse.
Zu berücksichtigen sind bei den Projektvorschlägen folgende Aspekte: Prävention, Früherkennung, Funktionsfähigkeit auch in Krisenlagen (z. B. durch Redundanzerhöhung), schnelle und effektive Reaktion auf sicherheitsrelevante Ereignisse.

Deadline für die Antragstellung ist der 28.04.2011 (ohne Gewähr).

Mehr Infos / Quellen:
- Bekanntmachung des BMBF vom 24.01.11
- BMBF-Portal Sicherheitsforschung - Forschung für die zivile Sicherheit: www.sicherheitsforschungsprogramm.de

Verwandte Artikel:
- EU-Förderung für Katastrophenschutzprojekte (03.02.2010)
- Alle Beiträge der Rubrik Forschung

Mittwoch, 16. Februar 2011

Führung in Großschadenslagen (Buch)

Medien-Tipp: "Führung in Großschadenslagen: Taktische Verbände im Einsatz" von Cimolino, Bräutigam und de Vries ist ein Buch für die Verbandsführer-Ausbildung, das aber auch als Handbuch im Einsatz brauchbar ist. Hervorzuheben ist der gut verständliche, praxisnahe Schreibstil sowie die gelungene Mischung aus Grundlagenwissen, spezifischen Inhalten der Führung großer Verbände und praxisnahen Tipps.

Das Buch richtet sich primär an Zugführer der Feuerwehr, die sich auf die Leitung größerer Einsatzeinheiten vorbereiten möchten. Die Inhalte sind aber ebenso auf andere Organisationen (Sanitäts- oder Wasserrettungsbereitschaften, THW etc.) übertragbar.

Zunächst wird umfangreiches Hintergrundwissen über die geschichtliche Entwicklung und die heutigen Strukturen in der Gefahrenabwehr in Bezug auf den Einsatz größerer taktischer Verbände vermittelt. Dabei wird klar, dass die Kompetenzpflege in der Führung solcher Verbände lange vernachlässigt wurde, heute aber mit Blick auf das Konzept der überörtlichen Hilfe und der Medizinischen Task Forces neue Aktualität gewinnt.

Es folgen detaillierte Erläuterungen zu den einzelnen Einsatzphasen sowie zu Besonderheiten bei speziellen Lagen (Waldbrand, Hochwasser, CBRN-Einsatz). Dabei wird nicht überwiegend Wert auf klassische Aspekte der Einsatzleitung gelegt, sondern gezielt die Zusammenstellung und Alarmierung, die Sammlung und den Anmarsch, die Bereitstellung und Unterbringung, und das Heranführen großer taktischer Einheiten an die Einsatzstellen behandelt. Am Ende steht ein umfangreicher Nachschlageteil.

Die Autoren schaffen es gekonnt so viel Basiswissen anzubieten, dass die Inhalte auch für Nicht-Zugführer erfassbar werden, ohne den Vorgebildeten mit unnützem Ballast zu langweilen. Gewisse inhaltliche Redundanzen sind durchaus didaktisch sinnvoll und von den Verfassern bewusst angelegt. Die Erläuterungen zur inneren Gliederung der Führungseinheiten beispielsweise lassen die Sache weit besser verständlich werden als aus der DV100 allein. Das Buch vermittelt nicht nur einen Eindruck mit welchen Herausforderungen ein Verbandsführer zu kämpfen hat sondern bietet auch zahlreiche praktische Tipps zu deren Bewältigung.

Die reiche Bebilderung macht den Titel recht anschaulich, der Leser könnte aber noch mehr profitieren wenn im Text Verweise auf die jeweilige Abbildung zu finden wären. Die zahlreichen Fußnoten enthalten einiges an weiterführender Information, stören aber den Lesefluss ein wenig. Ein weiterer kleiner Schönheitsfehler ist das unvollständige Abbkürzungsverzeichnis, in welches aus Rücksicht auf die Leserschaft ohne feuerwehrtechnischen Hintergrund auch die Standard-Feuerwehrabkürzungen einbezogen werden sollten.

In der Summe bietet "Führung in Großschadenslagen" eine leicht erfassbare, ausgewogene Mischung aus Grundlagenwissen und praxisrelevanten Hinweisen für angehende (und erfahrene) Führer großer taktischer Einheiten.


Autoren: U. Cimolino, A. Bräutigam, H. de Vries.
Titel: Führung in Großschadenslagen: Taktische Verbände im Einsatz.
Reihe: Einsatzpraxis (Reihenherausgeber U. Cimolino)
Medien-Art: Buch, gebunden.
Erscheinungsdatum: 2010.
Verlag: ecomed Sicherheit, Heidelberg.
ISBN: 978-3-609-77485-5
Umfang: 322 Seiten.
Preis: 44,95 € (Mengenstaffelpreise ab 5 Exemplare).

Das Buch wurde vom Verlag zu Rezensionszwecken kostenlos zur Verfügung gestellt.

Ähnliche Beiträge:
- Medizinische Gefahrenabwehr (Buch) (15.03.2010)
- Alle Beiträge der Rubrik Medien-Tipp

Sonntag, 13. Februar 2011

TUIS-VR: Web-basiertes Simulationstraining für C-Lagen

Aus- und Fortbildung: TUIS-VR ist ein kostenloses Internet-basiertes Ausbildungs-, Trainings- und Prüfungswerkzeug für Transportunfälle mit chemischen Stoffen. Damit können in einer virtuellen Realität die ersten Schritte bei der Abarbeitung von C-Lagen aus Sicht der Feuerwehr simuliert werden.

TUIS-VR wird vom Verband der Chemischen Industrie (VCR) zur Verfügung gestellt ist in erster Linie für die Ausbildung von Gruppenführern der Feuerwehren in Bezug auf Transportunfälle mit Gefahrgut gedacht.

Nach Anmeldung via Internet und Installation einer kleinen Grafikerweiterung kann man sofort loslegen: In vorkonfigurierten Szenarien trifft der Gruppenführer des ersten Fahrzeugs an der Einsatzstelle ein, muss die Erkundung vornehmen und den entsprechenden Befehl für die ersten Schritte des Einsatzes geben. Der Einsatz kann aus der Vogelperspektive oder der "Erste-Person-Perspektive" betrachtet werden. Fahrzeuge von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei können in der Einsatzstelle platziert und navigiert werden, genau wie das zugehörige Personal (Führer, Truppmänner, Atemschutzträger, Rettungsfachpersonal, Notärzte etc.). Von 5 geplanten Szenarien stehen bereits 2 zur Verfügung.

Das Programm macht keine zeitlichen oder inhaltlichen Vorgaben, es gibt keine Rückmeldung oder Erfolgskontrollen. Auch gibt es keine direkte Interaktionsmöglichkeit mit den Personen im Spiel und keine dynamische Entwicklung der Lage.

Die Simulation ist für die moderierte Anwendung durch einen Ausbilder gedacht. Für diesen stehen Anleitungen für die Szenarien zur Verfügung, in denen die Erwartungen an den "Spieler" beschrieben sind. Für die Anwendung allein zu Hause am PC ist die Simulation wenig spannend, für die Nutzung im Rahmen der strukturierten Ausbildung aber ein sehr wertvolles Medium. Medizinische Lagen lassen sich in TUIS-VR leider nur sehr bedingt darstellen.

TUIS-VR kann aber noch auf anderem Wege nützlich sein: Anhand von Screenshots aus TUIS-VR-Einsatzszenen lassen sich gut einsatztaktische Schritte für Vorträge abbilden (Rettungsmittelaufstellung, primäre Bereitstellung, Personalaufstellung, Verletztenablage etc.).

Die Grafiken laufen rund, sind aber nicht in jeder Hinsicht perfekt. Dank der zur Verfügung stehenden Anleitung lässt sich die Steuerung mittels Maus, Tastatur oder Joystick schnell erfassen, ist aber nicht komplett intuitiv. Einige der pdf-Begleitdokumente ließen sich von mir nicht öffnen, sind aber auch nicht entscheidend. Die Bestätigungsmails und der Newsletter sind zunächst in meinem Spam-Postfach gelandet; falls keine Rückmeldung nach der Registriereung kommt einfach mal dort nachschauen.

TUIS-VR findet sich unter tuisvr.xvrweb.com. Es ist Teil des Transport-Unfall-Informations- und Hilfeleistungssystems (TUIS) der chemischen Industrie.

Verwandte Beiträge:
- Analytische Task Force: Infos für Einsatzleiter (30.01.2011)
- Ausbildung für CBRN-Schadenslagen (23.09.2010)
- TUIS - Transport-Unfall-Informations- und Hilfeleistungssystems (14.02.2011)
- Alle Artikel der Rubrik Aus- und Fortbildung
- Alle Artikel der Rubrik C-Gefahren

TUIS - Transport-Unfall-Hilfeleistungs- und Informationssystem

Lexikon: Das Transport-Unfall-Hilfeleistungs- und Informationssystem (TUIS) wird vom Verband der chemischen Industrie (VCI) betrieben und soll Transportunternehmen und Gefahrenabwehr bei Gefahrgutunfällen unterstützen.

Eine ganze Reihe von Unternehmen stellt eine rund-um-die-Uhr Notrufbereitschaft sicher. Im Bedarfsfall wird eine dreistufige Unterstützung angeboten:

1. Stufe: Telefonische Fachberatung
2. Stufe: Fachberatung vor Ort
3. Stufe: Entsendung von speziellem technischen Gerät

Die zuständige Feuerwehr kann sich dabei entweder direkt an das nächste geeignete TUIS-Mitgliedsunternehmen uas der TUIS-Datenbank wenden oder Kontakt mit einer der Notrufzentralen aufnehmen. Näheres kann der TUIS-Broschüre oder der TUIS-Homepage entnommen werden.

Daneben bietet TUIS noch eine Reihe anderer Anwendungen wie das TUIS-App oder TUIS-VR, eine Internet-Einsatzsimulation zu Gefahrgutunfällen.

Verwandte Beiträge:
- TUIS-VR: Web-basiertes Simulationstraining für C-Lagen (14.02.2011)
- Alle Artikel der Rubrik C-Gefahren
- Alle Artikel aus dem Lexikon

Donnerstag, 10. Februar 2011

RKI-Merkblatt Influenza überarbeitet

B-Gefahren: Das Robert Koch Institut (RKI) hat seinen aktualisierten Ratgeber zur Influenza veröffentlicht. Es gibt einen profunden Überblick über Grundlagen, Epidemiologie, Klinik und Therapie der Grippe, einschließlich der Vogelgrippe.

Das RKI gibt Merkblätter zu allen gängigen Infektionskrankheiten heraus um Ärzten und anderen Beschäftigten im Gesundheitswesen im Bedarfsfall einen raschen, gezielten Überblick über übertragbare Erkrankungen geben zu können.

Ende Januar 2011 wurde nun eine aktualisierte Version des Influenza-Ratgebers veröffentlicht, in den insbesondere neue Erkenntnisse zur Influenza A/H1N1 (Schweinegrippe) eingeflossen sind.

Das Merkblatt kann auf den Seiten des RKI heruntergeladen werden.

Verwandte Beiträge:
- Häufung schwerer H1N1-Grippe in England (26.12.2010)
- Hygiene-Empfehlungen bei Influenza (27.08.2010)
- Alle Beiträge der Rubrik B-Gefahren

Montag, 7. Februar 2011

Verteilungsgerechtigkeit in der Pandemie

B-Gefahren: Ein interessanter Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 28.01. thematisiert Aspekte der Triage sowie der Rationierung und Priorisierung der Resourcenverteilung im Pandemiefall.

Annegret Schoeller und Christoph Fuchs von der Bundesärztekammer greifen in ihrem Beitrag "Triage bei Influenza: Wer kann versorgt werden?" wichtige ethische und taktische Aspekte der Verteilung bei Resourcenknappheit auf. Bisher fehlt in Deutschland eine gesetzliche Regelung, wer im Falle von Seuchen in welcher Reihenfolge geimpft oder behandelt werden soll.

Lediglich der nationale Pandemieplan gibt eine Prioritätenliste bei der Impfung vor: Zunächst sollen medizinisches, rettungsdienstliches und Feuerwehrpersonal, dann Polizei, Ordnungsbehörden und Entsorgungsunternehmen, dann weiteres Personal des Katastrophenschutzes, gefolgt von Personen mit Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf und zuletzt der Rest der Bevölkerung geimpft werden. Diese Regelung hat aber keine Gesetzeskraft.

Als stragtegische Ziele für ein weiträumiges Seuchengeschehen werden folgende Punkte herausgearbeitet:
- Aufrechterhaltung des Gesundheitssystems, kritischer Infrastruktur und der öffentlichen Ordnung
- Verhinderung weiterer Ansteckung durch Einschränkung der Bewegungsfreiheit
- Transparenz und Dokumentation der Maßnahmen für eine spätere Überprüfung
- Verteilung der Resourcen nach Regeln, die einen maximalen Nutzen für die Gemeinschaft als Ganzes sicherstellt. Die Rechte Einzelner müssen u.U. für diesen Zweck beschnitten werden.

Was ich bei diesen Ausführungen vermisst habe ist die Forderung, bereits vor dem Ausbruch einer Pandemie oder anderen Massenerkrankung durch entsprechende Vorbereitung und Vorhaltung die Periode bei der von der gewohnten Individualversorgung abgewichen werden muss so kurz wie möglich zu halten.

Verwandte Beiträge:
- Hygiene-Empfehlungen bei Influenza (27.08.2010)
- Triage-Methoden in der Notaufnahme (12.01.2011)
- Alle Artikel der Rubrik B-Gefahren

Quelle:
Dt. Ärzteblatt 2011 (108) B117 (kostenloser Volltext: html / pdf)

Freitag, 4. Februar 2011

Thomas Mitschke neuer Leiter der AKNZ

Personalia: Zum 1. Februar übernimmt Thomas Mitschke die Leitung der bundeseigenen Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ) in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Er löst den bisherigen Leiter Wolfgang Weber ab, der als Abteilungsleiter in die Hauptstelle des BBK in Bonn wechselt.

Mitschke blickt auf eine langjährige Berufserfahrung im Bevölkerungsschutz zurück. Bereits in den 1990er Jahren war er Fachbereichsleiter an den Vorgänger-Bildungseinrichtungen der AKNZ für den Bereich Führungsausbildung. Nach dreijähriger Leitung des Referates für Inlandseinsätze bei der Bundesanstalt THW übernahm er 2002 die Leitung des Gemeinsamen Melde- und Lagezentrums (GMLZ) von Bund und Ländern, das nach Gründung des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in das Amt integriert wurde.

Ehrenamtlich war und ist der neue Abteilungsleiter beim Malteser Hilfsdienst Aachen, bei der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) und im Ortsverband Sinzig des Technischen Hilfswerks engagiert. Geprägt durch zahlreiche Einsatzerfahrungen bezeichnet sich Mitschke selbst als „Bevölkerungsschützer mit Leib und Seele“, dem das Zusammenwirken aller Beteiligten am Herzen liegt, wobei für ihn immer die effiziente Hilfe für von Not und Katastrophen betroffene Menschen im Vordergrund steht. Eine wichtige Aufgabe des neuen Akademieleiters wird es sein, den Bau des geplanten neuen Kongress- und Wirtschaftsgebäudes zu begleiten.

Verwandte Artikel:
- AKNZ-Jahresprogramm 2011 erschienen (11.09.2010)
- Alle Beiträge rund um die AKNZ

Quelle:
Pressemeldung des BBK